ANTIDOTE 2024 – 13

ANTIDOTE

SOLOSHOW
@GALERIE REINTHALER, VIENNA


MARCH 2024 

 

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Antidote sind Substanzen oder Behandlungen, die dazu dienen, die schädlichen Auswirkungen von Giften oder Krankheiten zu neutralisieren beziehungsweise zu mildern. Sie spielen also eine entscheidende Rolle in der Medizin. Die Entwicklung von Antidoten basiert auf einem tiefen Verständnis der Wirkungsweise des Giftstoffes oder der Krankheit, gegen die sie gerichtet sind.Florian Nährer präsentiert uns mit dieser Ausstellung das titelgebende, heilsame Gegengift und weiß offensichtlich, was wir brauchen: Eine ruhige, meditative Position in den aktuellen Wirren von Krieg, Verzweiflung und täglich neuen Hiobsbotschaften aus der ganzen Welt.Der Prozess der Entstehung seiner Malerei, soll sichtbar bleiben. Die Offenlegung des Malvorgangs ist Teil des Bildes. Die Spuren der Klebebänder und die dadurch entstehende Relief-Struktur der Farbe, geben seinen Arbeiten Körper, Ecken und Kanten. Nährer will, dass sich durch seine Bilder Fenster auftun. Fenster in eine andere Welt. Insofern hat seine Arbeit etwas zeitlos Klassisches. Transzendenz und Schönheit sind die wesentlichen Themen der Kunst seit ihrer Entstehung. Joan Miró hat das ganz ähnlich gesehen: "In der abstrakten Malerei erschafft der Künstler keine Abbilder der Welt, sondern eröffnet Fenster zur göttlichen Dimension, wo das Unendliche und Ewige in jedem Pinselstrich wohnt." 

Im Gegensatz zur Zeitlosigkeit seiner Themen ist Nährers Farbpalette eindeutig aus dem hier und jetzt, individuell und unverkennbar. In der Mode und Kunst entstand während und kurz nach der Pandemie der Begriff der „Dopamin-Farben". Dieser bezieht sich auf eine Ästhetik, die durch lebhafte, kraftvolle Farben gekennzeichnet ist und intensive emotionale Reaktionen hervorruft. Die Farben stimulieren das Dopamin, ein Neurotransmitter im Gehirn, der mit Belohnung, Vergnügen und Glücksgefühlen in Verbindung gebracht wird. Nährers Farb-Sprache hat eine ganz ähnliche Wirkung. In seinem Weg hin zur geometrischen Abstraktion hat Florian Nährer viele verschiedene Phasen durchlaufen. Er hat sich von Abstraktion zur Figuration und wieder zurückbewegt. Seit ungefähr 2020 sind geometrische Kompositionen der Kern seiner Arbeit. Die Themen, die ihn als Mensch und Künstler interessieren, kreisen um die wesentlichen philosophischen Fragen des Menschen: Wer bin ich und wohin gehe ich? Welche Orte und Gegenstände strahlen etwas Verheißungsvolles aus und wie verändern sich diese im Laufe der Geschichte? Können Gegenstände eine spirituelle Kraft besitzen? Gibt es einen Gott und was ist Gnade? Diese großen Fragen bilden den Kern seiner künstlerischen Praxis.  

 Der Anfang seiner abstrakten New Order Bilder war zuerst die Auseinandersetzung mit Grenzen – politischen wie geographischen - und platonischen Körpern. In weiterer Folge dann die Beschäftigung mit dem Gnadenbild. Die Geschichte der Gnadenbilder ist mit zahlreichen Legenden und Wundern verbunden, die um sie herum entstanden sind. Gläubige berichteten oft von Heilungen, Schutz und anderen außergewöhnlichen Ereignissen, die mit der Verehrung dieser Bilder in Verbindung gebracht werden.

Heutzutage sind Gnadenbilder nicht nur historische Relikte, sondern spielen weiterhin eine wichtige Rolle im spirituellen Leben vieler Menschen auf der ganzen Welt. Sie sind Symbole des Glaubens, der Hoffnung und der göttlichen Fürsorge, die Trost und Inspiration in Zeiten der Not bieten können.

 Die Auseinandersetzung mit der faszinierenden Idee, dass sich die Gnade beim Kopieren einer Ikone auf die Kopie überträgt, hat Nährer untersucht. Er wollte gewissermaßen ausprobieren, ob die Abstraktion dieser Idee Abbruch tut. Seither sind verschiedene abstrakte Serien entstanden. Florian Näher interessiert sich dabei für den Prozess der Verinnerlichung. Allein im Atelier. Allein mit dem Bild und der Farbe. Die scheinbar exakte Ordnung und Strenge täuscht. Was auf den ersten Blick kalkuliert bzw. komponiert wirkt, kommt spontan aus dem Inneren. Der Künstler lässt sogar neben der Arbeit Filme laufen, Klassiker wie „der Pate“, um einen Zustand zu erreichen in dem er unterbewusst agiert und den kunstgeschichtlichen Kanon ebenso hinter sich lässt wie die Milliarden auf Instagram und anderen Kanälen befindlichen Bilder. So soll der meditative Prozess in seiner Arbeit zum Ausdruck kommen. Zufall und Imperfektion als bewusster Bestandteil des Ergebnisses: Nach dem Prinzip Wabi Sabi, der ästhetischen Philosophie und Kunstform aus Japan, die die Schönheit im Unvollkommenen, Vergänglichen und Unregelmäßigen betont. Dieses Konzept betont die Schönheit, die in der Einfachheit und Bescheidenheit liegt, und akzeptiert den Lauf der Zeit und den Verfall als natürlichen Teil des Lebens.

 Nährer gibt uns mit seiner Malerei ein nicht zu unterschätzendes Gegengift: Ruhe und Besinnung gegen alle Stürme der Welt. Meditation und Verinnerlichung. "Die abstrakte Malerei ist ein Versuch, das Unfassbare zu erfassen, das Göttliche zu ergründen und die Essenz von Gottes Schöpfung wiederzugeben." - Piet Mondrian

 Dorothea Schellhorn, Phileas

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(English version) 

Antidotes are substances or treatments that serve to neutralize or mitigate the harmful effects of poisons or diseases. They therefore play a crucial role in medicine. The development of antidotes is based on a deep understanding of the mode of action of the toxin or disease against which they are directed. With this exhibition, Florian Nährer presents us with the titular, healing antidote and obviously knows what we need: A calm, meditative position in the current turmoil of war, despair and daily new bad news from around the world.

 The process of creating his paintings should remain visible. Revealing the paintinga process is part of the picture. The traces of adhesive tape and the resulting relief structure of the paint give his works body, corners and edges. Nährer wants his paintings to open up windows. Windows into another world. In this respect, his work has something timelessly classical about it. Transcendence and beauty have been the essential themes of art since its creation. Joan Miró had a very similar view: "In abstract painting, the artist does not create images of the world, but opens windows to the divine dimension, where the infinite and eternal dwells in every brushstroke." 

 In contrast to the timelessness of his themes, Nährer's color palette is clearly from the here and now, individual and unmistakable. In fashion and art, the term "dopamine colors" emerged during and shortly after the pandemic. This refers to an aesthetic characterized by vibrant, powerful colors that evoke intense emotional responses. The colors stimulate dopamine, a neurotransmitter in the brain that is associated with reward, pleasure and feelings of happiness. Nährer's color language has a very similar effect.

 Florian Nährer has gone through many different phases on his way to geometric abstraction. He has moved from abstraction to figuration and back again. Since around 2020, geometric compositions have been the core of his work. The themes that interest him as a person and artist revolve around the essential philosophical questions of mankind: Who am I and where am I going? Which places and objects radiate something promising and how do they change in the course of history? Can objects have spiritual power? Is there a God and what is grace? These big questions form the core of his artistic practice.  

 His abstract New Order paintings began with an exploration of borders - both political and geographical - and Platonic bodies. This was followed by his preoccupation with the image of grace. The history of images of grace is linked to the numerous legends and miracles that have grown up around them. Believers often reported healings, protection and other extraordinary events associated with the veneration of these images.

Today, images of grace are not just historical relics, but continue to play an important role in the spiritual lives of many people around the world. They are symbols of faith, hope and divine care that can provide comfort and inspiration in times of need.

 Nährer explored the fascinating idea that the grace of copying an icon is transferred to the copy. To a certain extent, he wanted to test whether abstraction would detract from this idea. Since then, various abstract series have been created. Florian Näher is interested in the process of internalization. Alone in the studio. Alone with the picture and the paint. The seemingly exact order and rigor is deceptive. What appears calculated or composed at first glance comes spontaneously from within. The artist even runs films alongside his work, classics such as "The Godfather", in order to achieve a state in which he acts subconsciously and leaves the art historical canon behind, as well as the billions of images found on Instagram and other channels. This is how the meditative process is expressed in his work. Chance and imperfection as a conscious component of the result: according to the principle of Wabi Sabi, the aesthetic philosophy and art form from Japan that emphasizes beauty in the imperfect, transient and irregular. This concept emphasizes the beauty that lies in simplicity and modesty, and accepts the passage of time and decay as a natural part of life.

 With his painting, Nährer gives us an antidote that should not be underestimated: calm and contemplation against all the storms of the world. Meditation and internalization. "Abstract painting is an attempt to grasp the incomprehensible, to fathom the divine and to reflect the essence of God's creation." - Piet Mondrian

 


Dorothea Schellhorn, Phileas

  F L O R I A N  N A E H R E R
2021

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